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Hochgehängt

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haut perché  -  aimed high

2017

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1 video projector

Städtische Galerie Delmenhorst, 2018

Ein klassischer Fall im Ausstellungsaufbau: Eine Leiter. Ein Bild. Zu hoch gehängt. Die Füße auf den obersten Sprossen der Leiter lassen mutmaßen, dass hier nachjustiert wird. Die Leiter knarzt, ein Stolperer lässt nichts Gutes vorausahnen. 

Nahtlos fügt sich die Projektion in die räumlichen Begebenheiten ein. Und doch: Alles scheint für eine authentische Situation zu groß geraten und aus dem Maßstab zu fallen. So wie der Künstler die Dimensionen des Ausstellungsraumes für seine Projektion nutzt, imaginiert man den Protagonisten und das eigentliche Geschehen zwangsläufig in die nächst höhere Etage. 

Die Trauben sind sprichwörtlich zu hoch gehängt. Was im sogenannten Off, also außerhalb des Bildausschnittes, passiert, überlässt der Künstler dem Kopfkino der Betrachter. Damit bedient sich Jean-François Guiton eines altbekannten Kniffs aus der Filmbranche, um Spannung zu erzeugen. Jedoch gibt hier ein unendliches Wiederholungszeichen den Takt an. Eine Auflösung – ob Drama oder Happy End – bleibt aus.

Jean-François Guiton arbeitet vornehmlich mit dem filmischen Loop und hält auf diese Weise eine Spannung ohne großes Aufsehen. Oder verbleibt der Wunsch das angedeutete Geschehen außerhalb der Bildrahmens zu deuten etwa unerfüllt? Vielleicht sollten wir dieser Sache ohnehin keine zu große Bedeutung beimessen. Nicht ohne Grund schwingt im Titel diese redensartliche Bemerkung mit. Auch wenn wir im Zuge von Kino, Fernsehen und Netflix anderes Sehen gewohnt sind, sollten wir noch einmal das zur Verfügung gestellte Bild in Augenschein nehmen. Währenddessen kann man sich zuweilen an den Fuchs in der Äsop’schen Fabel erinnert fühlen, der sein Unvermögen nicht an die oberen, süßen Trauben heranzukommen, damit quittiert, sie seien ohnehin zu sauer.

▸▸ Aneta Palenga