<

Nebelkammer

︿
go to pictures

chambre à brouillard  -  fog chamber

2018

3 video channels

1 audio channel

2 video projectors

1 Monitor

As soon as one enters the exhibition space, one is surrounded by curious droning .

​

▸▸ Miriam Moch

     translation: Rebecca Van Dyck

Als Fachbegriff ist eine Nebelkammer ein 1912 erfundenes Instrument zum Nachweis radioaktiver Strahlung. Wer die drei Räume überspannende Installation von Jean-François Guiton sieht, denkt jedoch unweigerlich an ein verheerendes Inferno, das über eine Stadtlandschaft walzt. Gewaltige dunkle Schwaden, ein Blitz zuckt, rot-orange loderndes Feuer, pechschwarze Häuserstümpfe tauchen in Rauch und Nebel auf. „Nebelkammer“ liefert Bilder einer Hölle auf Erden.

Teil der Installation ist tatsächlich eine Kammer. In einem kleinen Zwischenkabinett gibt es ein verlassenes Szenario, das an ein Kontrollzentrum erinnert. Der rauschende, elektrisierte Sound hat hier seine Quelle. Zu sehen ist ein Stuhl, ein kleiner Tisch, ein Bildschirm, der ein ebenso rätselhaftes wie hypnotisierendes Krisselbild zeigt. Für Sekunden flackert schemenhaft eine Szene mit einem bemannten Fahrzeug auf.

Der Bildschirmplatz wurde verlassen, so scheint es. Von wem auch immer. Von einem Computer-Nerd, der sein Welttheater spielen lässt und sich an der Schönheit der Katastrophe weidet - an den Bildern von Nebel, Rauch und Feuer und ihrer unendlich produktiven Gewalt Formationen zu bilden. Vom letzten Überlebenden des Anthropozäns? Mit „Nebelkammer“ inszeniert Jean-François Guiton eine dystopische Vision, hinter deren drohenden Schwaden kein Fünkchen Hoffnung glimmt. 

 

▸▸ Dr. Annett Reckert

Städtische Galerie Delmenhorst, 2018

Städtische Galerie Delmenhorst, 2018